Vortrag von Dr. Wolfgang Metternich
Der Untergang der Hoechst AG – ein Insider berichtet
Fast 100 Mitglieder und Gäste hatten sich eingefunden,
um den Rückblick auf die letzten Jahre der Hoechst AG zu verfolgen.
Überraschend war dieses große Interesse eigentlich nicht: hatten doch die meisten von uns diese Zeit miterlebt – wenn auch nur aus der Ferne.
Dr. Metternich war lange Zeit Chronist und Leiter des Vorstandsbüros in Frankfurt und hatte dadurch engen Kontakt zu den Mitgliedern
des Vorstandes und des Aufsichtsrates.
Eingangs beschrieb Dr. Metternich die Ausgangssituation der Hoechst AG nach dem Krieg und damit die Probleme wie die vielen
Produktionsstandorte in Deutschland und eine extrem breite Produktpalette.
Der neue Vorstandsvorsitzende Dormann – erstmals ein Kaufmann nach bisher stets Naturwissenschaftlern – begann daraufhin eine
grundlegende Umgestaltung des Konzerns mit einer Focussierung auf „ life science „ - d.h.
auf Pharma und Agrochemie. Das führte dazu, daß eine Vielzahl von Aktivitäten verkauft wurden, um diese Strategie zu finanzieren.
Viele davon allerdings unter Zeitdruck viel zu billig, verbunden mit einer Reihe von Fehlinvestitionen , vor allem in den USA.
AUS EINEM TREIBER WURDE EIN GETRIEBENER
In dieser Situation suchte Dormann verstärkt die Anbindung an französische Partner, ohne dabei die Prinzipien der
französischen Industriepolitik hinreichend zu berücksichtigen. Am Ende war der Name Hoechst verschwunden, es wurde letztlich
als Sanofi ein französisches Unternehmen.
In der Diskussion wurde vor allem das Verhalten des Aufsichtsrates und der übrigen Vorstandsmitglieder thematisiert.
Es wurde kritisiert, daß die Mitglieder beider Gremien wohl ihren Kontroll- und Steuerungsaufgaben nicht im notwendigen Umfang nachgekommen sind.
Es war – so die Meinung vieler – ein spannender Nachmittag!
Bericht : Manfred Engelmann